Digitaler Arbeitsfluss

von Wolfgang Lechner

Die digitale Technik bietet grenzenlose Möglichkeiten kreativ zu sein und erleichtert die Handhabung und Verwaltung der Bilder enorm. Durch die große Anzahl von Bildern läuft man jedoch Gefahr, den Überblick zu verlieren und sich im Datendschungel zu verirren. Hier ist es notwendig einen auf sich persönlich zugeschnittenen Arbeitsfluss festzulegen. Folgend möchte ich meinen Workflow vorstellen.

Das Aufnahmeformat

Aus Überzeugung werden meine Bilder im RAW-Format aufgezeichnet. Warum? RAW ist der englische Ausdruck für „Roh“ und bezieht sich darauf, dass die Bilddaten aus dem Sensor unbearbeitet zur Verfügung stehen, quasi als digitales Negativ. Die entscheidenden Vorteile sind:

•  Die RAW-Datei bleibt immer im Originalzustand
•  16 Bit Farbtiefe statt nur 8 Bit bei JPEG
•  Belichtungsspielraum bis zu +/- 2 Blendenstufen
•  Differenzierte Bearbeitung des Tonwertumfanges
•  Nachträgliche Korrektur des Weißabgleiches
•  Differenzierte Bearbeitung der Gradation

Die 4 Phasen meines Arbeitsflusses

Phase 1: Importieren der Bilder

Der Bildimport erfolgt über ein externes Kartenlesegerät, wobei mittels des Adobe Bridge-Downloaders die Bilder auf mein lokales Laufwerk „ARCHIV“ in den Ordner „IMPORT“ kopiert werden. Bei der Übertragung wird automatisch ein Ordner entsprechend des Aufnahmetages erstellt und den Bildern im gleichen Zuge meine Metadatenvorlage mit Autorenhinweis und Copyrightvermerk angehängt. Anschließend erfolgt das erste Backup auf einer externen Festplatte und dessen Überprüfung auf Fehlerfreiheit. Vor dem Entnehmen der Speicherkarte aus dem Lesegerät, wird diese abschließend formatiert.

Phase 2: Vorbereitung der Bilder

Weiter geht es mit dem ersten Sortieren und Sichten. Unbrauchbare und unscharfe Bilder werden sofort „rot“ (Löschen) markiert und am Ende der Durchsicht gemeinsam mittels der Filterfunktion entfernt. Um jederzeit feststellen zu können, dass Fotos noch nicht bewertet wurden, markiere ich diese anschließend „blau“ (Unbewertet). Im nächsten Schritt erfolgt die Stapelumbenennung, wobei der Dateiname sich aus meinem Kürzel, Aufnahmedatum und einer vierstelligen, laufenden Nummer zusammensetzt. Dann folgt die Wertung mittels Sternen und die Kennzeichnung des aktuellen Standes des Arbeitsablaufes unter Verwendung der Farbmarkierungen. Mit den ersten Entwicklungseinstellungen im RAW-Konverter ist Phase 2 abgeschlossen.

Phase 3: Archivieren und Verschlagworten

Die Archivierung erfolgt nach dem Containersystem: Im lokalen Laufwerk „ARCHIV“ befindet sich parallel zum Ordner „IMPORT“ der Ordner „ORIGINALE“. In diesem wiederum liegen die einzelnen, laufend nummerierten RAW-Ordner (Container), welche stetig mit den Bildern bis maximal 4,3 GB (DVD-Größe), derzeit ca. 200 Fotos, aufgefüllt werden. Mit diesem System lassen sich die eigenen Datenmengen besser überblicken und organisieren, und einer Skalierbarkeit für zukünftige Speichergrößen steht nichts im Wege.
Ein wichtiger Punkt ist die Verschlagwortung im nächsten Schritt. Hier werden den Bildern Stichwörter über den Stichwortbaum zugewiesen, um ein einfaches und schnelles Finden sicher zu stellen. Abschließend wird der Stichwortkatalog gesichert.

Phase 4: Sichern

Im letzten Schritt werden „nur“ die RAW-Daten dreimal gesichert. Das erste Mal auf einer externen Festplatte, ein zweites Mal ebenfalls auf einer externen Festplatte, jedoch mit baulich (häuslich) getrennter Lagerung und das dritte Mal auf für Archivierung geeigneten M-Disks mit derzeit 25 GB Speicherkapazität. Warum auch auf optischen Datenträger? Diese Art von Datenspeicher kann nur einmal beschrieben werden, somit besteht gegenüber einer Festplatte nicht die Gefahr beim wiederholten Beschreiben etwas Unerwünschtes auf den Datenträger zu bringen. Sicher ist sicher!

Innerliche Ruhe

Das alles klingt kompliziert und aufwändig, ist es aber nicht. Im Gegenteil, eine derartige Vorgehensweise erleichtert die Arbeit mit den Bildern enorm, lässt einem den Überblick behalten und verschafft innerliche Ruhe im Umgang mit der digitalen Fotografie.

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